Bordeaux ist für mich die schönste Stadt Frankreichs. Nicht so mondän wie Paris, aber ebenso elegant, nicht so vollgepropft mit Sehenswürdigkeiten, dafür überschaubar, nicht so weitläufig, sondern gut zu Fuß zu erkunden. Einige Gründe, warum ich nochmal hin muss. Nr.2: die Märkte im Viertel St. Michel.
Früchte und Gemüse im Überfluss auf dem Marche du Capucin in Bordeaux. Eine Verkäuferin reicht einem Kunden einen Bund Spargel.
Zeit für einen Schwatz über den Stand hinweg bleibt immer.
Frische garantiert. Hummern und Krebsen sind die Scheren zusammengebunden.
Das Angebot an frischen Fischen und Meeresfrüchten auf dem Marche du Capucin ist überreichlich.
Tapas gibt es in vielen Varianten. Farbige Holzstäbchen markieren die Preisklasse.
Trödel und ein Ölschinken vor der Kulisse des Kirchturms von St. Michel.
Eine Frau durchstöbert das Angebot nach etwas Brauchbarem.
Den täglichen „Markt der Kapuziner“, den „Marché des Capucins“, riecht man eher, als dass man ihn sieht. Die Ausdünstungen des Gemüses und des Fischs, der hier verarbeitet und verkauft wird, weisen unfehlbar den Weg durch die Straßen des Viertels von St. Michel. Unter dem überdachten Markt sammelt sich das reichhaltige Angebot aus den ländlichen Regionen rund um die Stadt, die nur eine halbe Stunde Autofahrt vom Atlantik entfernt ist.
Die Augen der Fische, die sich auf den Bänken stapeln, glänzen noch vor Frische. Den Hummern und Krebsen sind die Scheren zusammengebunden, damit sie ihren Käufer nicht verletzen, bevor der sie lebend in den Kochtopf wirft. Die Stände quillen über von Salat in jeder Form und Größe, frischen Tomaten, weißen, gelben und roten Zwiebeln, Gewürzen, grünem und weißem Spargel, Rhabarber, Knoblauch und von Canelles, der süßen Spezialität aus Bordeaux.
An einfachen Tischen genießen die Menschen ein erstes Glas Wein, vielleicht auch ein halbes Dutzend Austern. Zeit also für eine Rast, egal zu welcher Tageszeit, beispielsweise an einem Stand mit Tapas. Mit schwarzen, roten und gelben Stäbchen hat der Patron seine Kreationen gekennzeichnet: geröstete Zwiebeln auf Ziegenkäse, Oliven und Pepperoni auf Salami, Blutwurst. Den Weißwein dazu, einen aus dem Gebiet Graves, hat der Chef selbst ausgesucht, wie er betont. Überhaupt herrscht an Wein kein Mangel. Weingüter aus der ganzen Region des Medoc sind im Kapuziner-Markt vertreten.
Von hier aus ist es nur ein Katzensprung bis zum „Place Canteloup“. Die Pfeilspitze des Kirchturms von St. Michel, la fléche, wie es in Bordeaux heißt, markiert das Ziel unübersehbar. Unterhalb des 114 Meter hohen Turms ist ebenfalls Markt, nicht von Fisch und Gemüse, sondern von Tand und Trödel.
Die Tische sind bestückt mit gebrauchter Kleidung, Gürteln, rostigem Werkzeug und Baumaterial. Mit einer orangefarbene Weste gekennzeichnet, wacht ein städtischer Bediensteter darüber, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Die Haushalts- und Elektrogeräte haben ihre besten Tage hinter sich und wecken Zweifel an ihrer Funktionsfähigkeit. Ölschinken aus Amateurhand bilden einen starken Kontrast zur fein gegliederten Fassade der Basilika auf dem riesigen Platz.
Wer jetzt noch mehr Atmosphäre von Bordeaux aufsaugen will, der kann den Turm besteigen. Der Blick über die Stadt lohnt die Mühe. Nicht weit entfernt liegen die alte Börse und der Miroir d’eau, die große Touristenattraktion. Auch ein Grund wiederzukommen.
Weitere Eindrücke aus Bordeaux findet Ihr in dieser Bildergalerie.
Alle Informationen über Bordeaux findet man im Internet auf der Seite des Tourismusbüros.