Hier fehlt die buchstäblich die Luft zum Atmen: Der Pikes Peak südlich von Denver liegt auf einer Höhe von 4302 Metern. Eine Zahnradbahn bringt die Gäste hinauf. Ein Ausflug auf den Gipfel plus einem Abstecher zum Garten der Götter.
Fast ist es geschafft. Auf ihrem Weg hoch zum Pikes Peak überwindet die Zahnradbahn fast 2500 Höhenmeter.
Manitou Springs ist ein kleiner Ort nur etwa zehn Kilometer westlich des wesentlich bekannteren Colorado Springs, geprägt von Touristenläden und familiären Hotels. Was die Gäste anlockt, sind die vier roten Waggons auf den Gleisen am Ortsausgang. Hier startet eine Zahnradbahn, ein Cograil, wie es auf Englisch heißt. Sie bringt die Ausflügler hoch zum touristischen Hot Spot der Region, dem Pikes Peak. Fast 2500 Höhenmeter überwinden die beiden roten Wagen, bis sie an ihrem Ziel angelangt sind, der Spitze, dem Peak, auf 4302 Metern Höhe. Der frei stehende Gipfel, knapp hundert Kilometer südlich von Denver gelegen, ist der wohl bekannteste unter den nicht weniger als 54 Viertausendern der Rocky Mountains im US-Bundesstaat Colorado.
Bereit zur Abfahrt. Der Cograil im kleinen Bahnhof von Manitou Springs.
Als das Zeichen im Bahnhof ertönt, füllen sich die beiden Waggons für die nächste Fahrt schnell. Sie glänzen wie neu, denn der Cograil, dessen Vorgänger-Version bereits im Jahr 1891 die ersten Fahrgäste auf den Peak brachte, wurde erst vor wenigen Jahren aufwendig renoviert. „Rund 100 Millionen Dollar haben die Besitzer in das Projekt gesteckt“, versichert die Fahrerin, nachdem sie den schweren Dieselmotor angeworfen hat. Seine Kraft und Ausdauer stellen sicher, dass der Zug die teils mehr als 25 Prozent steile Strecke problemlos überwindet.
Hier wächst kein Baum mehr. Die Gipfelregion des Pikes Peak auf 4300 Metern Höhe.
Kinder und Erwachsene, und wenn man ihren begeisterten Erläuterungen glaubt, auch die Fahrerin, sie alle sind von der Szenerie der Berge gebannt. Riesige Felsbrocken sind zwischen den Bäumen in dem engen Tal eingezwängt. Wälder und Abhänge werden durchquert. Es ist Herbst, die von der Sonne durchdrungenen Blätter der Espen scheinen gelb zu strahlen. „Mit ein wenig Glück könnt ihr einen Elch oder Bergschafe entdecken“, weckt die Fahrerin Hoffnung bei ihren Gästen. Und tatsächlich wird eine Gruppe von Steinböcken entlang der Strecke gesichtet, an den Lärm des Dieselmotors scheinen sich die Tiere längst gewöhnt zu haben.
In jede Himmelsrichtung freie Aussicht.
Etwa nach einer halben Stunde Fahrt ist die Baumgrenze erreicht: Hier oben ist der Pikes Peak eine Geröllhalde mit freier Rundumsicht. In der Ferne zeigt sich eine Kette von Bergen mit schneebedeckten Gipfeln. Bis hinab ins Tal reicht der Blick an diesem klaren Tag. An einem der Hänge sind Wanderer unterwegs. Eine Gruppe von Mountainbikern stürzt sich die schmalen Wege hinab ins Tal nach Manitou. Woher nehmen sie bloß ihre Kondition? Denn den weniger sportlichen Ausflüglern fällt jeder Schritt schwer, in dieser Höhe fehlt es ihnen buchstäblich an der Luft zum Atmen.
Zeit für ein Erinnerungsfoto.
Auf 4300 Metern Höhe ist die Höhenkrankheit mit starken Kopfschmerzen und Desorientierung eine reale Gefahr, wen es erwischt, der sollte sofort wieder hinab. Um sie zu vermeiden, werden die Besucher von Pikes Peak ständig ermahnt, genügend zu trinken.
Mountainbiker auf dem Weg bergab. Woher nehmen sie in dieser Höhe bloß das Stehvermögen?
Zwei Hügel weiter ist eine Art riesiger Steinbruch zu erkennen. Es ist die Goldmine, die zu Zeiten des großen Goldrausches den Anlass für die Erschließung des Pikes Peak und später den Bau einer Straße gab, die bis auf den Gipfel zum Besucherzentrum führt. In den 1920er-Jahren wurde die Mine von Spencer Penrose gekauft, dem Besitzer des Luxushotels „The Broadmore“. Nur eine Autostunde entfernt empfängt die Unterkunft bis heute Gäste aus dem Kreis der oberen Zehntausend. Die Besitzer-Gesellschaft des Hotels betreibt auch die Zahnradbahn.
Man muss sehr, sehr genau hinschauen, um die beiden Kletterer in der Feldwand der Garden of the Gods zu erkennen. Sie machen eine Pause und lassen ihre Beine über den Abhang hängen.
Hinab geht es mit dem Bus auf direktem Weg zur nächsten landschaftlichen Attraktion, den „Garden oft he Gods“, einer Felsformation bei Colorado Springs. Die Fahrerin schleicht sich buchstäblich die gewundene Höhenstraße hinab, keine Begrenzung zeigt ihr, wo die Straße endet, Spitzkehre folgt auf Spitzkehre. Am Eingang zum historischen Teil der Goldmine, die vom Gipfel aus zu erkennen war, als die Straße endlich flacher wird und wieder Bäume den Blick begrenzen, wird die Temperatur ihrer Bremsen kontrolliert, bevor die Busfahrerin wieder Gas geben darf.
Außer Atem, aber glücklich auf dem Gipfel angelangt: der Autor.
Am Garten der Götter herrscht Hochbetrieb. Die Dimensionen der fast senkrecht in die Luft ragenden roten Felsen mögen die Menschen zu dem respektvollen religiösen Namen inspiriert haben. An den steilen Graten und gezackten Spitzen sind Kletterer nur mit äußerster Mühe als winzige Punkte zu erkennen. Die Herbstsonne und das leuchtende Laub verstärken das tiefe Braun-Rot der Felsen, zwischen denen die Ausflügler den Tag genießen.
Info
Die Zahnradbahn hoch zum Pikes Peak fährt das ganze Jahr hindurch. Fahrkarten gibt es ab 58,50 Dollar pro Person und für 48,50 Dollar für Kinder bis zwölf Jahren. Weitere Informationen unter www.cograilway.com
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