Cowboyland Texas. Ein Besuch bei der Ranch Rodeo-Weltmeisterschaft in Amarillo, im Norden des zweitgrößten US-Bundesstaates.
Ranch-Rodeo in Amarillo. So leicht lässt sich diese Kuh nicht stoppen.
So eine Kuh einzufangen, ist gar nicht so einfach: Sie bockt, sie springt, sie windet sich, sie tritt und keilt aus, sie zieht und zerrt. Das hört auch nicht auf, als ein Cowboy endlich sein Lasso über ihren Hals geworfen hat und sein Pferd sich gegen die Widerspenstige stemmt. Drei Männer hechten ihr hinterher, um sie mit Gewalt auf den Boden zu zwingen.
Für Reiter, Rund und Pferd ist das Rodeo ein Gewaltakt, der nicht ohne Blessuren abgeht.
Die Farmer und Rancher im Publikum, alle mit Hut und Stiefeln, haben ihr Vergnügen am Rodeo in der ausverkauften Halle im texanischen Amarillo. Sie stöhnen auf, als das Lasso wieder einmal sein Ziel verfehlt, sie lachen, als sich einer der Cowboys mit einer Flasche in der Hand der gefangenen Kuh nähert, um ihr ein wenig Milch abzuzapfen.
Zum Scheitern verurteilt: Einer zieht am Schwanz, ein zweiter Cowboy versucht das Bein zu packen.
Denn die ist es nicht gewohnt, dass ein Mensch an ihren Eutern zerrt. Sie verbringt ihr Leben auf einer der endlosen Weiden, die sich über Hunderte von Meilen in der Hochebene des Llano Estacado erstrecken. Die Cowboys stecken Tritte und Kopfstöße ein, das Vieh, einmal am Hals oder an den Beinen vom Lasso gepackt, wird ruckartig an der Flucht gehindert, das Quarterhorse stemmt die Vorderbeine mit aller Macht in den Boden, seine Hinterbeine knicken ein, mit dem Hintern scheint es fast den Boden zu berühren. Einsatz ist gefragt, denn schließlich geht es hier um nichts weniger als die Weltmeisterschaft im „Ranch Rodeo“, die jährlich in Amarillo ausgetragen wird und für die man sich bei ähnlichen Wettbewerben qualifizieren muss.
Fast ist es geschafft. Immer dicht dran: der Mann mit der Flasche für die Milch.
Die kleinen und großen Dramen, die sich auf dem knöcheltiefen Sandboden in der Halle abspielen sind eine Show, aber sie spiegeln auch das tägliche Leben auf den Ranches wider. Denn es echte Cowboys, die in Amarillo um den Sieg kämpfen, die mit ihren Quarterhorses, einer Pferderasse, so wendig wie eine Katze, auf einer Ranch ihr Geld verdienen. Eine Gruppe von Jungrindern von der Herde zu isolieren und ins Gatter zu treiben, eine ausgebüxte Kuh mit dem Lasso einzufangen und das strampelnde und bockende Tier mit vereinten Kräften auf den Rücken zu werfen – das ist immer noch Tagesgeschäft.
Die Kuh bleibt Sieger. Sie kommt ungemolken davon. „Verrücktes Vieh“, sagt der Stadionsprecher.
Doch manchmal hilft alle Gewalt nichts. Die Kuh, die fast schon niedergerungen ist, reißt sich los und trabt davon, die Milchflasche bleibt leer. „It’s a crazy cow“, sagt der Hallensprecher, eine verrückte Kuh.
Das World Championship Ranch Rodeo in Amarillofindet 2 020 vom 12. bis 15. November statt.
0 Kommentare